Akademikerkinder machen häufiger die Matura als andere Jugendliche. Das sei Ausdruck mangelnder Bildungsgerechtigkeit, sagen Forscher und offenbaren damit eine ziemlich eindimensionale Sicht auf die Bildung.
In der Schweiz hat die erste Gymnasialreform seit fast 30 Jahren begonnen. Hunderte Experten sind involviert. Der Co-Projektleiter Daniel Siegenthaler erklärt, was Maturandinnen und Maturanden künftig können müssen, welche Inhalte wichtiger werden – und was beim Reizthema Noten passieren soll.
Es mehren sich Stimmen, die eine Abschaffung sogenannter Orchideenfächer gerade auch zum Altertum an den Universitäten fordern. Dabei geht es hier um die Grundlagen unserer Kultur.
Nicht ganz unerwartet hat der Beitrag von Professor Markus Wilhelm (Zu oft wird der Bildungsbegriff im gymnasialen Schulalltag gleichgesetzt mit Wissensvermittlung, 5.10.2020) eine Reaktion ausgelöst. Sie stammt von unserem Condorcet-Autor Felix Schmutz.
Nachdem der Autor in einer Rundfunkdebatte gewisse Altertumsfächer als «Unterhaltungswissenschaften» bezeichnet hatte, wurde er professoral kritisiert: «Sie verzwecken die Bildung!» Bildung dient zweifellos Zwecken, die Frage ist nur: Welchen Zielen soll sie dienen?
Wer sich freut, dass die Welt der Bildung dank der Brachialgewalt der Corona-Krise endlich den Durchbruch zum Digitalen geschafft hat, ist auf dem Holzweg. Das direkte personale Band zwischen Lehrer und Schüler bleibt von zentraler Bedeutung für jeden Lernerfolg.
Es ist nicht die Wissenschaft, die Politik macht. Politische Verantwortung heisst, sich nicht hinter der Wissenschaft zu verstecken, sondern sich den in diesem System diskutierten unbequemen Fragen zu stellen.
Akademisches Wissen wird für gewöhnlich höher bewertet als praktisches Know-how. Doch das ist – recht betrachtet – eigentlich ein grosses Missverständnis.