Der dritte, und meines Erachtens wichtigste Ausweg liegt in der Bildung: Eigentlich müsste die Gesellschaft in der heutigen Lage junge Menschen auf ein Leben ohne Arbeit vorbereiten. Lehrt um Himmels willen unnützes Zeugs, Gedichte zum Beispiel! Lernt doch mehr Dinge, die ihr nicht brauchen könnt!Englisch und Informatik könnt ihr eh besser als eure Lehrer und eure Eltern, Lateinisch und Griechisch aber nicht. Obligatorisch sollte deswegen eine Einführung in die afrikanische Literatur sein, die Analyse polnischer Netflix-Serien (meines Erachtens die besten Netflix-Serien überhaupt), Arbeiten mit Holz, einen Pizzateig herstellen, Schach spielen. Dazu müssten unbedingt Geschichte und Literatur kommen, denn nur Geschichte und Literatur zeigen andere mögliche Welten auf, andere Weisen zu leben. Leibniz hatte leider nicht recht: Wir leben nicht in der besten aller möglichen Welten (zu seiner Entlastung: Er kannte Elon Musk noch nicht). Lernt Dinge, die keinen Karrierewert haben, die nicht auf die «Wirtschaft» vorbereiten und nicht auf die ETH – sondern auf mögliche Leben!Doch was geschieht gerade? Das genaue Gegenteil davon. Im Moment wird eine fundamentale Reform der Maturitätsordnung auf den Weg gebracht, WEGM genannt, die, verborgen hinter wohltönenden Worthülsen, das Gymnasium stramm auf Effizienz, das heisst auf Wirtschaft und ETH, trimmt. Das klingt dann so:«Globalisierung, Digitalisierung, Nachhaltigkeit – diese Themen und Entwicklungen beschäftigen nicht nur die Politik. Sie müssen auch in der gymnasialen Ausbildung berücksichtigt werden. Das entsprechende Wissen gibt den angehenden Studierenden und den Arbeitskräften von morgen das notwendige Rüstzeug, um in Studium, Beruf und Alltag bestehen zu können.»Falscher kann man nicht liegen.