- Der Mensch ist dem Menschen bis heute ein Rätsel geblieben. Dass der Mensch überhaupt danach fragt, was er eigentlich ist, zeichnet ihn jedoch aus, und die Suche nach Antworten war in der Antike nicht weniger drängend als heute. Als „zweibeiniges Tier ohne Federn“ mag der Mensch treffend beschrieben sein, und doch ist er, wie Diogenes demonstrierte, etwas ganz anderes als ein gerupftes Huhn. Aber so wenig wie ein Tier ist er auch ein Engel und schon gar nicht ein Gott. Was also zeichnet das menschliche Wesen aus, das die einzigartige Stellung in der Welt rechtfertigt, die er für sich ja in Anspruch nimmt?
Platon und Aristoteles haben den Menschen in seiner Zwischenstellung zwischen Tier und Gott zu erfassen versucht, indem sie ihn als ein Wesen zeichneten, in dem sich eine (göttliche) Seele mit einem (tierischen) Körper verbindet. Die damit aufgeworfenen Fragen – etwa nach der Natur der Seele und des Körpers oder nach ihrem Verhältnis zueinander – beschäftigen die Philosophie bis heute und ihre Beantwortung führt auf ganz unterschiedliche Menschenbilder. Menschenbilder zeichnet indes nicht nur die philosophische oder auch theologische Anthropologie. Der Mensch als biologisches oder psychisches System, als (a)soziales oder politisches Wesen, als homo oeconomicus stand im Zentrum vielfältiger Versuche, sein Verhalten zu verstehen und zu prognostizieren, aber auch zu normieren und zu bessern. Daraus entwickelten sich eine Vielzahl an Disziplinen, die wir heute als Humanwissenschaften im weitesten Sinne bezeichnen können.
In der diesjährigen Ringvorlesung des ZAZH – Zentrum Altertumswissenschaften Zürich gehen Spezialistinnen und Spezialisten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen dem Rätsel Mensch nach. Sie loten aus, welche unterschiedlichen Menschenbilder in der Antike entworfen wurden und wie man sich an ihnen orientiert hat. Die Ringvorlesung folgt dem Wesen Mensch aber auch von der Antike in die Gegenwart und zeigt exemplarisch auf, wie es heute zu enträtseln versucht wird.
Mit Unterstützung der Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stiftung
Die Veranstaltung findet jeweils am Dienstag von 18:15 bis 20 Uhr im SOC-F-106, Rämistrasse 69, statt.
Quelle: UZH – Zentrum Altertumswissenschaften Zürich – Ringvorlesungen